Gaby wohnt seit 24 Jahren auf Malta, hat einen Maltesen geheiratet und arbeitet freiberuflich als Reiseführerin. „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung“, sagte sie auf der Fähre nach Gozo. Es regnete in Strömen. Als wir die weltberühmte Kultstätte erreichten, die älter als die Pyramiden ist, hellte es sich auf. Aber ein eisiger Wind trieb alle Reisegruppen auf einmal in den Schutz des massiven Steinrings. Dann kam die Sonne raus, wir gondelten im Bus durch grünes Hügelland, hörten Gaby zu: „Gozo hat 27000 Einwohner und 57 Kirchen.“ Und tatsächlich links und rechts wölbten sich übergroße Kuppelkirchen gen Himmel. In einer davon, der Wallfahrtskirche „Madonna di Tapino“, eine Art Lourdes des Archipels, lagen Bittbriefe aus, da konnte man ankreuzen, welches Wunder man von der Jungfrau Maria erwartet. Was ich angekreuzt habe, verrate ich nicht. Vier Wochen hat sie Zeit, dann werden die Bittbriefe an die Madonna di Tapino jedes Mal verbrannt…
Schlagwort: Malta
Neues Zimmer neues Glück, jetzt sehe ich sogar die St. Georges Bucht. Mit den „Öffentlichen“ auf nach Valletta. Was wird mich erwarten? Bin ja nicht vorbereitet, fühle mich aber im Stadtbus wohl. Verstehe leider kein Wort, denn die sogenannten Einheimischen reden ja unter sich maltekisch. Dass hier mal Ritter hausten, sieht man an jeder Stelle. Festungsmauern all überall. Winkelgassen, Schießscharten, irgendwie unangenehm. Die St. John’s Co-Cathedral kann man nur durch einen Nebeneingang betreten. Und ist plötzlich in einer ganz anderen Welt. Barock: Pracht und Propaganda für Macht, Tod, Krieg, Herrlichkeit und Ewigkeit. Man – also ich – werde ganz still und andächtig angesichts dieser aberwitzig wunderlichen Formen, die die Angstblüten des Katholizismus nach der Reformation dann doch ausgetrieben haben.
Beim Anflug auf Malta habe ich meine große Foto-Chance verpasst. Über dem wie aus breitgeschlagenem Lehm daliegenden Eiland zog eine Wolke vorüber, dergestalt, dass ich dachte die Insel spiegele sich im Himmel. Aber wie immer: Staunen statt Foto schießen. Dann die Ernüchterung: Mein Glückshotel entpuppte sich als großer Betonkasten und von meinem Zimmer aus sehe ich mich ganz klein gespiegelt im Dunkelglas-Neubau gegenüber, denn alles hier wird umgebaut: superschick. Aber das Gute: Paceville ist das Vergnügungsviertel der Insel mit vielen original englischen Pubs und eben solchem Publikum. Also hätte es schlimmer kommen können?
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